Die 1892 gegründete „Städtische Haushaltungsschule“ in der Petersstraße ist die erste Vorläuferin unserer heutigen Schule. Damit können wir auf eine Bildungstradition von über 100 Jahren zurückblicken.
Im Jahr 1948 wird ihr eine Frauenfachschule angegliedert. Starkes Anwachsen der Zahl der gewerblich-hauswirtschaftlichen und sozialpädagogischen Klassen führt 1954 dann aber zur Gründung einer eigenständigen „Bildungsanstalt für Frauenberufe“. Diese bekommt als nunmehr selbstständige Schule 1966 ein eigenes Gebäude in der Carlstraße 53 und 1971 den Namen „Elly-Heuss-Knapp-Schule“.
Seit den 1990er-Jahren steigen die Schülerzahlen stetig, sodass die Eröffnung der Außenstelle im ehemaligen Bundeswehrfachschulgebäude in der Bachstraße 32 im Jahr 1998 die räumliche Situation nur vorübergehend entspannt. Zeitgleich wird die Elly-Heuss-Knapp-Schule zur Europaschule ernannt. Neue Ausbildungsgänge sowie weiter steigende Schülerzahlen machen es gegen Ende des folgenden Jahrzehnts notwendig, weitere Räume im Haart 224 sowie in der Wippendorfschule (Riemenschneiderstr.) anzumieten.
Das Jahr 2009 markiert den Übergang von der Beruflichen Schule zum Regionalen Berufsbildungszentrum - in Zusammenarbeit mit der Theodor-Litt-Schule und der Walter-Lehmkuhl-Schule. Damit ist nach langer Vorarbeit ein wichtiger Schritt zur weiteren Stärkung des Standortes Neumünster als Zentrum der beruflichen Bildung vollzogen. Die drei Beruflichen Schulen mit ihren mehr als 6.500 Schülerinnen und Schülern und insgesamt 340 Lehrkräften sind dafür gut gerüstet.
Elly Heuss-Knapp (1881-1952) oder "Helfen, wo ich kann"

Elly Heuss-Knapp zählt zu den großen Frauenpersönlichkeiten unseres Jahrhunderts. Als Lehrerin in Frauenberufsschulen und als Reichstagsabgeordnete setzt sie sich für die Jugend ein. "Helfen, wo ich kann" ist der Leitsatz der hochgebildeten Freundin Albert Schweitzers und Ehefrau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Während des Ersten Weltkrieges gründet sie eine Arbeitsvermittlungsstelle für Frauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg legt sie den Grundstein zum Müttergenesungswerk bzw. zur Elly-Heuss-Knapp-Stiftung.
Als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit legt sie das Abitur ab, studiert und wird Lehrerin. Ihr Interesse gilt immer der sozialen Frage und sie setzt sich aktiv mit den politischen Geschehnissen ihrer Zeit auseinander. Auch die Geschlechterfrage in Ehe, Familie und Gesellschaft ist ihr Thema und sie gehört zusammen mit Alice Salomon, Gertrud Bäumer und Helene Lange zum Kern der ersten Frauenbewegung.
Den Ersten Weltkrieg erlebt sie in Heilbronn, ist erschüttert von dem Leid und arbeitet für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und andere Wohlfahrtsorganisationen.
Die nationalsozialistische Ideologie und Herrschaft erfüllt sie mit Abscheu und lässt sie in ihrem christlichen Glauben und in ihrer Mitmenschlichkeit noch fester werden - nicht erst, nachdem ein Unterrichts- und Berufsverbot gegen sie und ihren Mann verhängt worden ist.
Als Abgeordnete im württembergisch-badischen Landtag übernimmt sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges Verantwortung für die deutsche Selbstverwaltung unter alliierter Besatzung und registriert genau die Probleme der Zeit: Hunger, Heimatlosigkeit, Angst - besonders bei (alleinstehenden oder verwitweten) Frauen und Kindern.
Als Ehefrau des Bundespräsidenten legt sie schließlich 1950 den Grundstein für die Elly-Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk. Zweck der neuen Stiftung ist es, Kuren für Mütter zu ermöglichen und durch die Vernetzung der Wohlfahrtsverbände unter dem Dach des Müttergenesungswerkes die Arbeit der Müttergenesung zu stärken und für diese in der Öffentlichkeit zu werben. Diese Aufgaben haben sich zwar im Laufe der Jahre gewandelt; Ziel ist aber noch heute, kranke und erschöpfte Mütter physisch und psychisch zu stärken.